Es sind heute rund vierzig merowingerzeitliche Gräberfelder mit archäo-anthropologischen Studien die im Elsass bekannt sind, sowie mehrere hundert weitere, die seit dem 19. Jahrhundert jeweils mit den Methoden ihrer Zeit mehr oder weniger gut untersucht wurden. Darunter haben auch einige außergewöhnliche Funde hervorgebracht. Trotz dieser hohen Anzahl, ist wenig über sie publiziert worden und es gibt bis heute keine umfassende und synthetische Gesamtstudie dieser Fundplätze. Dies gilt auch für die über 350 frühmittelalterlichen Gräberfelder oder Grabfunde, die in der Datenbank der elsässischen Archäologiebehörde (SRA) registriert sind, deren Datierung und Zuordnung nicht immer gesichert ist und die einer kritiche Aufarbeitung bedürfen. Ziel des Forschungsprojektes ist es, auf Grundlage dieser reichen Datenbasis, allgemeine und disziplinübergreifende Überlegungen zu den frühmielalterlichen Grabsitten im Elsass zu treffen. Das Projekt wird im Februar der Interregionalen Kommission für Archäologische Forschungen (Commission Interrégionale de la Recherche Archéologique, CIRA) zur Begutachtung vorgelegt, die ersten Arbeiten im Projekt sollen noch 2015 beginnen.
Die interdisziplinäre Forschungsgruppe umfasst aktuell über zwanzig Forscher und wird durch ein dreiköpfiges Koordinationsteam geleitet, welches die drei Hauptakteure der aktuellen Präventivarchäologie repräsentiert : Hélène BARRAND EMAM für die private elsässische Archäologiefirma Antea Archéologie, Madeleine CHÂTELET für das staatliche Institut national de Recherches archéologiques préventives (Inrap) und Agnieszka KOZIOL, ersetzt durch Franck ABERT, für den öffentlichrechtlichen regionalen elsässischen Archäologiedienst Pôle d’Archéologie Interdépartemental Rhénan (PAIR).
Im Forschungsprojekt, sollen die Entwicklung der Bestaungsplätze und die Grabriten im Verlauf des Frühmielalters untersucht werden. Der chronologische Rahmen reicht dabei vom 5. bis zum 10. Jahrhundert, also vom ersten Erscheinen der großen Reihengräberfelder bis zum Zusammenlegen der Bestattungen im Umfeld der christlichen Kirchen.
Verbreitungskarte der bekannten merowingischen und karolingischen Bestastungsplatze im Elsass (5.-10. Jahrhundert). (Hintergrundc ©IGN 2014 ; abgefragt von GIS mit QGis, A. Touzet, H. Barrand Emam/Antea Archeologie)